07.07.2010

Schon wieder eine Umfrage ...

Kaum hat uns das eine Institut (Trend Research) mitgeteilt, dass die Mehrheit der Hamburger gegen die Primarschule ist (Hamburger Abendblatt), da meldet das andere (Forsa), dass 59% der Bundesbürger für mindestens sechs Jahre gemeinsames Lernen sind (Stern). Wie gut, dass nicht die Meinungsforscher, sondern die Wähler entscheiden ...

04.07.2010

Es wird knapp!

Noch zwei Wochen bis zur Entscheidung - und die jüngste Umfrage lässt nichts Gutes erwarten: Laut Trend Research (im Auftrag von Radio Hamburg und Oldie 95 am 22. und 25. 6. 2010) haben von 312 befragten Briefwählern 56% gegen die Primarschule gestimmt (Hamburger Abendblatt 1. 7. 2010).

Dabei läuft die Kampagne der Reformgegner unvermindert auf Hochtouren. Die Radiowerbung von WWL ist jetzt zwar von der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein als rechtswidrig untersagt worden (ndr-online 3. 7. 2010). Doch immer noch darf die FDP auf ihren Plakaten die Primarschule als "starres Schulsystem" bezeichnen (FDP Hamburg). Immer noch nutzt die Initiative "Wir wollen lieber unter uns bleiben" ihre geballte Finanz- und Medienmacht, um Eltern einzureden, Kinder müssten schon mit 11 Jahren auf eine Schullaufbahn festgelegt werden (Wir wollen lernen).

Doch das Rennen ist noch nicht gelaufen. Noch gibt es Unentschlossene, die sich die Entscheidung bis zum 18. 7. offen halten. Sie gilt es zu informieren und zu motivieren. Wer helfen will, eine neue Bildungskatastrophe abzuwehren, wer verhindern will, dass Hamburgs Schulsystem in Beton gegossen und unter Blei begraben wird, der sollte einfach mal mit Bekannten, Verwandten, Freunden und Nachbarn über die Volksabstimmung sprechen. Zumindest sollte hinterher niemand sagen können, er habe von nichts gewusst ...

07.06.2010

Information für Schnelsen

Morgen, am Dienstag 8. 6. findet um 20:00 in der Julius-Leber-Schule (Halstenbeker Straße 41) ein Informations- und Diskussionsabend für Eltern und Interessierte aus Schnelsen statt. Thema: Schulreform & Volksentscheid. Veranstalter: Elternrat der Julius-Leber-Schule.

Gut gelaunte Schulreformbefürworter

Am Samstag hat eine "Schulverbesserer-Parade" kreuz und quer durch die Hamburger Innenstadt für die Primarschule geworben (lt. NDR mit mehr als 4000 TeilnehmerInnen). Es war eine ebenso gut gelaunte wie kämpferische Veranstaltung. Für diejenigen, die (vielleicht wegen des schönen Wetters ...) nicht dabei sein konnten, hier ein paar Bilder (Fotos: Hans Jünger).












04.06.2010

Schulverbesserer-Parade!

Morgen (Samstag 5. 6.) treffen wir uns um 12 Uhr auf der Moorweide. Nach der eindrucksvollen Demonstration, mit der gestern 5000 Hamburger SchülerInnen für die Schulreform geworben haben, wollen wir Eltern nicht zurückstehen und werden öffentlich bekunden, dass wir für die Primarschule und gegen WWL sind. Näheres hier.

02.06.2010

Die Schulreform in 10 Minuten

Informationen zur Schulreform in Hamburg. Mit der Schulreform erhält Hamburg gerechte und leistungsstarke Schulen. Warum ist die Reform notwendig und welche Argumente sprechen für sie?

Dieses Video (www.youtube.com) bietet einen Überblick über die Reform und ihre Hintergründe.

Weitere Informationen im Internet:
www.die-schulverbesserer.de und www.schulreform.hamburg.de

30.05.2010

Schritt für Schritt – so funktioniert die Briefabstimmung

Der Landesabstimmungsleiters zum Volksentscheid am 18. Juli 2010 über die Schulreform hat im Internet ein paar Infos zur Briefabstimmung hinterlegt.

Die Details dazu finden Sie unter
www.hamburg.de/volksabstimmungen/

28.05.2010

Wie sieht der Stimmzettel aus?

Informationen zu den technischen Details der Volksabstimmung bietet das Hamburger Abendblatt hier an.

Und so sieht ein richtig ausgefüllter Stimmzettel aus:
















Siehe auch hier.

27.05.2010

Schulverbessererparade am 05.06.2010

Heraus am 5. Juni!
Aufruf zur massenhaften Beteiligung an der Schulverbessererparade

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,

die heiße Phase der Kampagne zur Primarschule ist eröffnet,
vom 7.6. an sind alle wahlberechtigten Hamburgerinnen und Hamburger aufgerufen, sich an dem Volksentscheid zur Einführung der Primarschule zu beteiligen.
Argumente sind vielfach ausgetauscht, jetzt gilt auch:
Farbe bekennen!
Dies wollen wir Schulverbesserer am Samstag, 5.6., in Form einer großen, bunten, fröhlichen Parade und Demonstration tun.
Mit phantasievoll geschmückten Wagen vom Tieflader über die Hummelbahn zu Bobbycars werden wir unser JA zur Primarschule demonstrieren.
Dafür brauchen wir auch Sie. Zeigen Sie durch eine massenhafte Beteiligung, wie viele Hamburgerinnen und Hamburger sich engagiert für ein gerechtes und zukunftsfähiges Schulwesen einsetzen.

Demonstrieren Sie mit uns:

Samstag, 5. Juni 2010
Auftakt: 12:00 Moorweide
Route: Gänsemarkt, um die Binnenalster, Mönckebergstraße
Abschlusskundgebung: 15:30 Rathausmarkt


Herzlich,
Ihre und Eure Schulverbesserer

26.05.2010

Die Abstimmung hat begonnen!

Seit gestern verschickt die Innenbehörde die Briefwahlunterlagen für die Volksabstimmung am 18. Juli. Wer seinen Stimmzettel erhalten hat, kann ihn sofort ausfüllen und zurückschicken. Daher hier noch einmal die Gebrauchsanleitung für alle, die die sechsjährige Primarschule wollen:

links NEIN - rechts JA
...

12.05.2010

WWL will nicht lernen

Im Hamburger Abendblatt kann man heute lesen, dass Walter Scheuerl es bedauert, "dass der Senat 200.000 Euro für eine Plakatkampagne gegen die Hamburger Eltern ausgibt" (HA 12. 5. 10).

Das gibt Anlass zu der Befürchtung, der Sprecher der Initiative "Wir wollen lernen" wolle gar nicht lernen. Glaubt er wirklich immer noch, dass er für "die" Hamburger Eltern spricht? Er müsste doch inzwischen bemerkt haben, wieviele Hamburger Elterninitiativen (u. a. unsere) sich für die Schulreform einsetzen.

Aber bedauerlich ist es schon, dass der Senat 200.000 Euro für Plakate ausgeben muss. Das Geld hätte einer sinnvolleren Verwendung zugeführt werden können, wenn es die unsachliche Propaganda von WWL nicht gäbe.

07.05.2010

Kreiselternrat Bergedorf für Schulreform

Der Kreiselternrat 61 Hamburg-Bergedorf hat sich am 27. 4. 2010 mehrheitlich für die Primarschule ausgesprochen. "Das längere gemeinsame Lernen (...) soll mehr Kindern als bisher die Chance bieten, ihren Lerntyp zu finden und ihr Lernverhalten reifen zu lassen. Für uns Eltern steigen damit die Chancen, die passende Schule für unsere Kinder ab Klasse 7 zu finden." Für eine Schullaufbahnentscheidung nach Klasse 4 gebe es aus pädagogischer Sicht keine Begründung. Ein Erfolg der Initiative "Wir wollen lernen" würde dazu führen, "dass einer viel zu großen Zahl von Kindern und ihren Familien Scheitern, Demütigung und Versagen zugemutet wird".

06.05.2010

Stimmzettel veröffentlicht

Ende Mai werden die Stimmzettel für die Volksabstimmung am 18. Juli verschickt. Sie sind blau und enthalten links den Antragstext von "Wir wollen lernen", rechts den Antragstext der Hamburgischen Bürgerschaft. Näheres hier.

Wer für die Primarschule ist,
muss zwei Kreuze machen:
links NEIN, rechts JA.

Die Stimmzettel können sofort ausgefüllt und kostenlos zurückgesandt werden. (Man kann aber natürlich auch bis 18. Juli warten und dann seine Stimme persönlich abgeben.)

05.05.2010

Primarschule gesundheitsgefährdend?

Eine Elterninitiative der besonderen Art hat sich gestern per Hamburg Journal (NDR-Fernsehen) zu Wort gemeldet. Dr. Torsten Hemker, Orthopäde und ärztlicher Geschäftsführer der Facharzt-Klinik Hamburg, hat die Bevölkerung vor der Hamburger Schulreform gewarnt. Diese werde einen massiven Ärztemangel in Hamburg zur Folge haben, weil die Primarschule den Latein- und Griechisch-Unterricht der Ärztekinder nicht gewährleisten könne und die Ärzte deswegen in andere Bundesländer abwandern würden. (Näheres hier.)

Abgesehen davon, dass von Ärztemangel in Hamburg jetzt und in Zukunft nicht die Rede sein kann (was sollen die Leute auf dem platten Land denn sagen), und abgesehen davon, dass es auch Ärzte gibt, die längeres gemeinsames Lernen gut finden (nicht alle verstehen sich als allwissende "Götter in Weiß"), - ich will gar nicht von einem Arzt behandelt werden, dem es wichtiger ist, dass seine Kinder mit 11 Jahren alte Sprachen lernen, als dass für die 30% Bildungsverlierer etwas getan wird.

04.05.2010

ER Sethweg für Schulreform

Der Elternrat der Grundschule Sethweg hat sich für eine zügige und vollinhaltliche Umsetzung der Hamburger Schulreform ausgesprochen. "Unser jetziges Schulsystem ist derzeit nicht in der Lage, unsere Kinder auf das Berufsleben erfolgreich vorzubereiten." Dagegen werde "die Schulreform viele Vorteile für die Schüler, Eltern und Lehrer mit sich bringen und unseren Kindern mehr Chancen einräumen, die für sie beste Schulausbildung zu bekommen". Elternratsseite hier.

29.04.2010

Psephos-Umfrage: Das Rennen ist offen

Eine Psephos-Umfrage im Auftrag des Hamburger Abendblatts hat folgendes Ergebnis erbracht:

  • 25% der Befragten wollen bei der Volksabstimmung für die Schulreform stimmen,
  • 30% wollen dagegen stimmen,
  • 45% wollen gar nicht abstimmen oder wissen noch nicht, wie sie abstimmen werden.

Ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad der Befragten und ihrer Haltung zur Schulreform ist nicht zu erkennen. Dass GAL-Anhänger eher für und CDU-Anhänger eher gegen die Reform sind, war zu erwarten. Auffällig ist aber die Altersverteilung: Bis 34 Jahre überwiegt die Zustimmung, ab 35 die Ablehnung. Mit zunehmenden Alter steigt auch der Anteil derer, die sich nicht entscheiden können oder wollen. Alle Zahlen hier.

Für die Befürworter der Schulreform wird es also in den nächsten drei Monaten darauf ankommen, die große Zahl der Unentschiedenen oder Uninteressierten zu informieren und zu motivieren. An vielen Hamburger Schulen finden deshalb in der nächsten Zeit Informationsveranstaltungen statt. Auch der Elternrat der Julius-Leber-Schule wird Anfang Juni zu einem Diskussionsabend einladen.

14.04.2010

Gegenvorschlag für den Volksentscheid

Die Hamburger stimmen am 18. Juli über die Schulreform ab. Die Bürgerschaft hat sich auf einen Gegenvorschlag verständigt.

Die Hamburger Bürgerschaft hat sich für den Volksentscheid zur Primarschule auf einen Gegenvorschlag zur Initiative "Wir wollen lernen" verständigt. Nach Angaben der Bürgerschaftskanzlei vom 14.03.10 können die Hamburger damit am 18. Juli nicht nur entscheiden, ob sie für oder gegen die Vorlage der Volksinitiative sind. Sie können sich auch für oder gegen den Aufruf der Bürgerschaft aussprechen.

Nach einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern aller Fraktionen bei Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt lautet der Vorschlag von CDU, GAL, SPD und Linken: "Ich bin für eine bessere Schule in Hamburg, die gerechter und leistungsfähiger ist. Ich unterstütze das längere gemeinsame Lernen in der Primarschule und das Elternwahlrecht nach Klasse 6. Ich unterstütze die einstimmige Entscheidung der Bürgerschaft vom 3. März 2010." Der Text soll am 5. Mai in der Bürgerschaft endgültig verabschiedet werden.

Quelle: Hamburger Abendblatt vom 14.03.2010

21.03.2010

Volksentscheid am 18. Juli

Am 18. März hat die Initiative "Wir wollen lernen" beantragt, dass am Sonntag, dem 18. Juli, ein Volksentscheid stattfindet.

Entschieden werden soll über folgenden Text: "Ich fordere die Bürgerschaft und den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg auf, eine Ausgliederung der Klassen 5 und 6 aus den Gymnasien und anderen weiterführenden Schulen und deren Anbindung an die Grundschulen als 'Primarschulen' zu unterlassen. Denn ich bin dafür, dass die Hamburger Gymnasien und weiterführendenSchulen in der bisherigen Form, d. h. beginnend mit der Unterstufe ab Klasse 5, erhalten bleiben und die Eltern auch in Zukunft das Recht behalten, die Schulform für ihre Kinder nach der Klasse 4 zu wählen. Ich fordere deshalb Senat und Bürgerschaft auf, das Zwölfte Gesetz zurÄnderung des Hamburgischen Schulgesetzes vom 20. Oktober 2009 (HmbGVBl. S. 373) zu diesen beiden Punkten unverzüglich rückgängig zu machen."

Wer gegen die Schulreform ist, muss also mit JA, wer für die Primarschule ist, mit NEIN stimmen.

Der 18. Juli liegt in der zweiten Woche der Schulferien. Daher werden sich viele Hamburger für die Briefwahl entscheiden. Die Unterlagen werden ab 25. Mai versandt.

Wenn die einfache Mehrheit der Abstimmenden gegen die Schulreform stimmt, bleibt es bei der vierjährigen Grundschule, allerdings nur, wenn die Zahl der Reformgegner mindestens einem Fünftel der Wahlberechtigten (etwa 240.000) entspricht.

20.03.2010

Unterschriftensammlung für die Schulreform

Die Initiative "Chancen für alle" hat eine Unterstützer-Liste ins Internet gestellt, bei der jeder unterschreiben kann, der für die Schulreform ist (wahlweise auch mit Kommentar und/oder Foto). Bitte hier klicken.

19.03.2010

ER Gymnasium Klosterschule für die Schulreform

Der Elternrat des Gymnasiums Klosterschule hat sich für die Einführung von Primarschulen ausgesprochen. Er hält die Hamburger Schulreform für notwendig, "um die Chancenungleichheit der Hamburger Schüler zu verringern" und "noch ausreichend viele qualifizierte Schüler auf eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt vorzubereiten". Weil "die Initiative 'Wir wollen lernen' bei den bisherigen Verhandlungen mit den Koalitionsparteien des Senats stark überrepräsentiert war und die anderen betroffenen Gruppen der Schüler, Lehrer, Schulleitungen und viele anders motivierte Eltern dabei gar nicht mehr zum Zuge kamen", befürwortet er den Volksentscheid. "Diese Reform ist überfällig und ohne ernst zu nehmende Alternative!" Vollständiger Text hier.

09.03.2010

ER Altonaer Straße: JA zur Schulreform - NEIN zu WWL

Der Elternrat der Schule Altonaer Straße hat für die Hamburger Schulreform und gegen die Initiative "Wir wollen lernen" Stellung genommen: "Wir sind überzeugt, dass die Kinder in unserer Gesellschaft optimal gefördert und gefordert werden sollen. Dies kann durch die geplante Schulreform besser erreicht werden als mit dem bisherigen System. (...) Die Reformgegner wollen die geplante sechsjährige Primarschule verhindern. Sie übersehen dabei, dass das bisherige Schulsystem mit der Trennung der Kinder nach Klasse 4 dazu beiträgt, dass in allen deutschen Großstädten 30 % der Jugendlichen für eine berufliche Ausbildung nicht ausreichend qualifiziert sind und so dauerhaft ausgegliedert werden." Mehr Informationen hier.

07.03.2010

Elternkammer: Elternwahlrecht ist problematisch

Die Elternkammer hat zu dem am vergangenen Mittwoch beschlossenen Elternwahlrecht nach Klasse 6 Stellung genommen. Sie weist auf die mit Probejahr und Abschulung verbundenen Probleme für die Gymnasien, die Stadtteilschulen und vor allem die Schülerinnen und Schüler hin. Sie fordert die Behörde auf, den negativen Auswirkungen des neuen Elternwahlrechts vorzubeugen - z.B. durch ein valides Verfahren für die Lernstandserhebung am Ende der Primarschulzeit. Vollständiger Text hier.

11:1 für die Primarschule

Nachdem wir bisher 11 Elternratsstellungnahmen für die Schulreform veröffentlicht haben (dazu eine Reihe befürwortender Stellungnahmen von Elternkammer und Initiativen), hat uns nun zum ersten Mal eine Elternratsstellungnahme gegen die Schulreform erreicht - Schulform: Gymnasium, Stadtteil: Volksdorf ... Wenn es bei dieser Gewichtsverteilung bleibt, hat die Primarschule bei der Volksabstimmung im Sommer gute Chancen.

ER Gymnasium Buckhorn gegen Schulreform

Der Elternrat des Gymnasiums Buckhorn hat sich dafür ausgesprochen, dass sich die Gegner der Schulreform am bevorstehenden Volksentscheid beteiligen. Näheres hier.

04.03.2010

Probejahr für alle GymnasialschülerInnen

Über das Elternwahlrecht, das gestern von der Bürgerschaft beschlossen worden ist, kann man in den Medien Unterschiedliches lesen und hören.

Version 1: Für Kinder, die ohne Gymnasialempfehlung aufs Gymnasium geschickt werden, gilt die 7. Klasse als Probejahr.

Version 2: Für alle GymnasiastInnen gilt die 7. Klasse als Probejahr.

Ein Blick in Drucksache 19/5500 der Hamburgischen Bürgerschaft ("Gesetz zur Änderung des Hamburgischen Schulgesetzes") schafft Klarheit - Version 2 ist richtig: "Am Ende der 7. Klasse des Gymnasiums soll dann – entsprechend der bisherigen Praxis am Ende der 6. Klasse – die Zeugniskonferenz über den Verbleib auf dem Gymnasium entscheiden. Die Entscheidung erfolgt ohne Unterschied zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Gymnasialempfehlung." Vollständiger Gesetzestext hier.

03.03.2010

Schulgesetz geändert

Auf Antrag des Senats und mit Zustimmung aller Bürgerschaftsfraktionen ist heute das Hamburger Schulgesetz geändert worden. Freuen können wir uns über die Senkung der Klassenfrequenz in der Primarschule (höchstens 23 statt 25 Kinder pro Klasse, in Brennpunkten sogar nur 19) und die Streichung des Büchergelds. Problematisch ist das neu eingeführte Elternwahlrecht: Eltern dürfen ihre Kinder auch ohne Empfehlung der Primarschule aufs Gymnasium schicken, das Gymnasium darf sie aber nach einem Probejahr abschulen. Am wichtigsten ist wohl, dass dieser Kompromiss für Einigkeit in den Reihen der Schulreform-Befürworter sorgt, - eine wichtige Voraussetzung für die (wohl) bevorstehende Volksabstimmung.

02.03.2010

ER Ida-Ehre-Gesamtschule für die Schulreform

Der Elternrat der Ida-Ehre-Gesamtschule hat den Hamburger Senat ermutigt, auch nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der Initiative „Wir wollen lernen" die Schulreform konsequent umzusetzen. Insbesondere soll festgehalten werden an
- der sechsjährigen Primarschule für alle Schülerinnen und Schüler
- der flächendeckenden Einführung der Primarschule
- der Entscheidung über die weitere Schullaufbahn nach der sechsten Klasse
- an dem Grundsatz, dass es keinen Zwang zum Schulformwechsel ab der siebten Klasse gibt.
Alle Befürworter der Schulreform sollten Stellung beziehen und sich an dem voraussichtlich im Sommer stattfindenden Volksentscheid beteiligen. Elternratsseite hier.

01.03.2010

ER Rellinger Straße verteidigt "Starterschule"

Der Elternrat der Schule Rellinger Straße wehrt sich gegen irreführende Gerüchte und falsche Angaben zu den Anmeldezahlen und der Gymnasialempfehlungsquote der Schule, wie sie derzeit in den Medien und in Pressemitteilungen der Initiative "Wir wollen lernen" verbreitet werden. Die Schule Rellinger Straße ist eine der 23 "Starterschulen", die bereits im kommenden Schuljahr mit ihren vierten und fünften Klassen den Primarschulbetrieb aufnehmen werden. Der Elternrat weist auf "rekordverdächtige Anmeldezahlen" hin, die darauf schließen lassen, dass viele Eltern von der Primarschule und vom pädagogischen Konzept der "Relli" überzeugt sind. Einzelheiten hier.

22.02.2010

Infratest-Umfrage: Hamburger geteilter Meinung

Eine Befragung von 1000 repräsentativ ausgewählten wahlberechtigten Hamburgern vom 17. bis 21. 2. 2010 durch Infratest dimap im Auftrag des NDR ergab ein Patt bei der Schulreform: 45% der Befragten sind für die sechsjährige Primarschule, 46% für die vierjährige Grundschule. Auch bei Eltern mit schulpflichtigen Kindern zeichnet sich derzeit kein Trend ab (46% / 46%). Grünen-Anhänger sind mehrheitlich für, FDP-Anhänger mehrheitlich gegen die Reform, CDU-Anhänger eher dagegen, SPD-Anhänger unentschieden. Einzelheiten beim NDR.

18.02.2010

Forsa-Umfrage: Mehrheit für Primarschule

In einer Umfrage des Forsa-Instituts Berlin für das Hamburger Magazin stern hat sich die Mehrheit für die Primarschule (oder eine entsprechende Schulform) ausgesprochen. Am 11. und 12. 2. 2010 wurden 1000 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger befragt. Davon waren 53% für eine sechsjährige Grundschulzeit, 35% für eine vierjährige Grundschulzeit, 12% konnten sich nicht entscheiden. (Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte). Näheres hier.

12.02.2010

Elternwahlrecht: Wenn schon, denn schon!

Offenbar wünschen sich viele Eltern ein Elternwahlrecht nach Klasse 6. Sie wollen ihre Kinder auch dann auf das Gymnasium schicken dürfen, wenn die Lehrer davon abraten. Der Senat hat gestern bekannt gegeben, dass er diesem Wunsch entsprechen und ein Probejahr einführen will. Was ist davon zu halten?

Politisch gesehen ist dieses Zugeständnis klug. Es erhöht die Zustimmung zur Schulreform. Mehr Hamburger werden beim Volksentscheid im Juni für die Primarschule stimmen.

Pädagogisch gesehen ist das Probejahr aber höchst problematisch. Denn damit wird eine wichtige Errungenschaft der Schulreform aufgegeben: der Verzicht auf Abschulung. Weiterhin wird es Schüler und Schülerinnen geben, die die bittere Erfahrung des erzwungenen Schulwechsels machen müssen (dabei ist längst bekannt, welche desaströsen Folgen das für den Lernweg hat). Weiterhin wird es Gymnasiallehrer geben, die sich auf einer Der-gehört-nicht-hierher-Haltung ausruhen (statt sich für die ihm anvertrauten Kinder verantwortlich zu fühlen). Außerdem werden die Stadtteilschulen Plätze für die Rückläufer vorhalten und damit leben müssen, dass die gerade zusammen gewachsenen Klassen durch Neuzugänge aufgemischt werden.

Konsequent wäre ein Elternwahlrecht ohne Probezeit und Abschulung: Wer aufs Gymnasium geschickt wird, der bleibt auch da bis zum ersten Schulabschluss. Das stellt die Gymnasien vor neue Aufgaben. Sie können Schüler und Schülerinnen, die mit dem zwölfjährigen Abitur überfordert sind, nicht mehr abschieben, sondern müssen sie in verantwortungsvoller Weise zu einem Real- oder Hauptschulabschluss führen. Aber diese Herausforderung werden sie ohnehin annehmen müssen.

10.02.2010

Klare Verhältnisse durch Volksentscheid!

Die Gespräche zwischen Senat und Wir wollen lernen sind heute ausgesetzt worden. Das ist bedauerlich, weil nun bis zum Sommer offen bleibt, ob die Primarschule wirklich kommt. Es ist aber immer noch besser als das, was mit den jüngsten Kompromissvorschlägen auf uns zugekommen wäre: ein jahrelanges Hin- und Hergezerre auf dem Rücken unserer Kinder. Dann lieber Volksentscheid! Wenn alle Befürworter der Schulreform im Juni zur Wahl gehen, wird Scheuerl scheitern - und wir haben klare Verhältnisse.

Ole von Beust für längeres, gemeinsames Lernen

In einem Interview auf SPIEGEL ONLINE erläutert der 1. Bürgermeister Ole von Beust warum Schüler länger gemeinsam lernen sollen.

[...]
SPIEGEL ONLINE: Früher waren Sie ein "glühender Verfechter" des dreigliedrigen Schulsystems, so haben Sie es selbst gesagt. Heute treten Sie sehr vehement für längeres gemeinsames Lernen ein. Wo wurzelt Ihre neue Überzeugung, gab es eine Art Erweckungserlebnis?

Beust: Es war ein Prozess, keine Bekehrung. Ich habe mich lange mit Integrationsfragen auseinandergesetzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass längeres gemeinsames Lernen für eine gelungene Integration unabdingbar ist - nicht nur für den hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen mit ausländischem Kulturhintergrund, sondern auch für deutsche Kinder, denen die Lernmotivation nicht von zu Hause mitgegeben wird. Beide Gruppen brauchen bessere Chancen - ohne dabei die guten Schüler zu vernachlässigen. Die Gesellschaft sieht heute anders aus als vor 30 Jahren, dieser Tatsache muss man sich auch bildungspolitisch stellen.

[...}
SPIEGEL ONLINE: Die Hamburger Schulreform hat bundesweite Bedeutung: Womöglich wagen sich alle anderen Bundesländer auf viele Jahre nicht mehr an ein längeres gemeinsames Lernen heran, wenn's in Hamburg scheitert. Teilen Sie diese Einschätzung?

Beust: Ich denke schon. In der Union sind viele kritisch, andere sagen: Wir warten lieber ab, aber im Grunde habt ihr recht. Wenn es gelingt, diese Reform in Hamburg zu machen, ist es ein Signal für viele andere Bundesländer, einen ähnlichen Weg zu gehen. Auch deshalb werde ich persönlich alles dafür tun, dass die Schulreform ein Erfolg wird.

Das vollständige Interview mit von Beust finden Sie bei Spiegel Online.

Quelle: Spiegel Online vom 10.02.2010

08.02.2010

Bürgerallianz "Chancen für alle" gegen Versuchsphase

Die Hamburger Allianz für Bildung "Chancen für alle" hat in einer Pressemitteilung Dr. Walter Scheuerl, den Sprecher der Initiative Wir wollen lernen, aufgefordert, Namen zu nennen. Scheuerl hatte nämlich behauptet, "namhafte Experten" hielten es für möglich, nach einer dreijährigen auf einige Schulen begrenzten Versuchsphase zu beurteilen, welches Schulsystem besser ist: die vierjährige Grundschule oder die sechsjährige Primarschule. Chancen für alle ist gegen eine solche Versuchsphase. „Bisher haben wir nämlich noch niemanden gehört, der (...) eine Output-Evaluation nach drei Jahren für seriös hält.“ Dagegen habe sich eine große Zahl von Bildungsexperten für längeres gemeinsames Lernen und die Einführung der Primarschule ausgesprochen, z.B. Prof. Dr. Klaus Klemm (Essen), Prof. Dr. Jürgen Oelkers (Zürich), Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann (Bielefeld), Prof. Dr. Hilbert Meyer (Oldenburg), Prof. Dr. Hans-Günter Rolff (Dortmund), Prof. Dr. Herbert Altrichter (Linz), Prof. Dr. Annedore Prengel (Potsdam), Prof. Dr. Hartmut von Hentig (Bielefeld), Prof. Dr. Dagmar Bergs-Winkels (Hamburg), Prof. Dr. Dieter Röh (Hamburg), Prof. Dr. Helmut Richter (Hamburg), Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Hamburg), Prof. Dr. Michael Lindenberg (Hamburg), Prof. Dr. Matthias Nauerth (Hamburg), Prof. Dr. Peter Struck (Hamburg) und viele andere. Link: Chancen für alle.

03.02.2010

Und täglich grüßt der Schulstreit

So lautet die Überschrift des Kommentars der Süddeutschen Zeitung zum aktuellen Stand der Diskussion zwischen dem Senat und der Initiative "Wir wollen lernen".

Ein Kommentar von Ralf Wiegand

Quelle: Süddeutsche Zeitung - Meinungsseite vom 03.02.2010

So lange über die Schulreform diskutiert wird, gibt es keine falschen Entscheidungen. Doch die schwarz-grüne Koalition muss mehr riskieren.

[...]

Die vierte Runde des zähen Ringens um eine Reform endete mit der Aussicht auf eine fünfte. Solange verhandelt wird, können wenigstens keine falschen Entscheidungen getroffen werden, das ist das eine. Basisdemokratisch steht damit alles zum Besten an der Elbe, selten genug sitzen Regierende und Regierte gemeinsam an einem Tisch und diskutieren darüber, was das Beste sein könnte für die Kinder der Stadt. Ob eine andere Regierungskoalition so viel Geduld aufgebracht hätte, um einen teuren Volksentscheid zu verhindern, ist reine Spekulation. Eher: nein.

[...]

Andererseits muss Schwarz-Grün aufpassen, dass der Kern der Reform nicht weich diskutiert wird. Bevor die Überzeugung, dass gemeinsames Lernen besser ist, zum Modellversuch zerredet wird, sollte sich die Regierung lieber mit Verve dem Votum der Bürger stellen. Mit Pauken und Trompeten siegen oder untergehen mit fliegenden Fahnen - Geschichte wäre es so oder so.

02.02.2010

ER der Clara-Grunewald-Schule gegen Verzögerung der Schulreform

Der Elternrat der Clara-Grunewald-Schule hat sich in einem Schreiben an Schulsenatorin Goetsch und Bürgermeister von Beust für eine zügige Einführung der Primarschule ausgesprochen. Man sei enttäuscht über die Kompromisse, die der Senat der Initiative Wir wollen lernen angeboten habe. "Mit Unverständnis nehmen wir (...) zur Kenntnis, dass nun die Gegner der Schulreform als Sachverständige zur Beurteilung ihres Erfolgs eingeladen werden, nicht dagegen deren Befürworter, die sich umfassend informiert haben, sich für die Umsetzung an den Starterschulen engagieren und damit persönliche Erfahrungen sammeln werden. Mit einem zusätzlichen Elternwahlrecht können wir leben, obwohl wir es an der jetzt vorgesehenen Stelle nicht für sinnvoll halten. Eine Verlangsamung in der vorgeschlagenen Weise lehnen wir jedoch strikt ab, weil sie drei Primarschul-Jahrgänge in ganz erhebliche Schwierigkeiten bringen würde." Elternrats-Homepage: ER Clara-Grunewald.

31.01.2010

PROSchulreform präsentiert ein Video zur Schulreform

Die Elternintitative PROSchulreform hat ein kurzes Video produziert, in dem am Beispiel der Schule Stübenhofer Weg die Vorteile der Hamburger Schulreform erläutert werden. Zu finden ist es hier: YouTube.

28.01.2010

ER Gesamtschule Fischbek für die Schulreform

Der Elternrat der Gesamtschule Fischbek hat sich in einem Brief an die Eltern der Schule (15. 1. 2010) für die Primarschule ausgesprochen: "Der Elternrat der Gesamtschule Fischbek begrüßt die Einführung der Schulreform und sieht diese als echte Chance für alle Schülerinnen und Schüler, den für sie bestmöglichen Ausbildungsweg zu wählen." Link: Elternrat.

ARGE-GEST gegen "Verwässerung" der Schulreform

Die Arbeitsgemeinschaft der Elternräte der Gesamtschulen in Hamburger/Gemeinschaft der Elternräte an Stadtteilschulen in Hamburg (ARGE-GEST) hat zum Stand der Verhandlungen zwischen Senat und Wir wollen lernen Stellung genommen: "Keine weitere Handbreit den Reformgegnern!!! Mögen diese im Volksentscheid erfahren, wie die Hamburger wirklich denken. Jede weitere 'Kompromisssucherei' führt diese Schulreform, diesen ersten Schritt in die richtige Richtung, ad absurdum und schadet unseren Kindern." Link: ARGE-GEST

ER Max-Brauer-Schule sagt "JA zur Schulreform!"

Der Elternrat der Max-Brauer-Schule hat zur Hamburger Schulreform Stellung genommen (20. 1. 2010): "Lassen Sie sich von den Reformgegnern nicht verunsichern – zur geplanten Schulreform gibt es für uns heute keine Alternative. Sie ist längst überfällig und ein wichtiger Schritt für alle Kinder unserer Hansestadt. (...) Als Elternrat der Max-Brauer-Schule begleiten auch wir die Schulreform aufmerksam und kritisch. So halten wir eine Teilung unserer Schule weder für förderlich noch erforderlich - trotzdem ist diese Reform ein klarer Schritt in die richtige Richtung, den wir im Ergebnis uneingeschränkt unterstützen."

Kreiselternrat 73 für die Schulreform

Kreiselternrat 73 (Neugraben-Fischbek) hat sich gegen eine Verzögerung der Hamburger Schulreform ausgesprochen: (…) „Wir haben die beschlossene Schulreform als politischen Kompromiss wahrgenommen, der jedoch wichtige Probleme des Schulwesens zu lösen beabsichtigt. Die Fortführung dieser Entwicklung wird nun in Frage gestellt, was erhebliche Unsicherheiten für Schüler, Eltern und Pädagogen zur Folge hat. (…) Viele Forderungen der Reform werden in einigen Hamburger Schulen bereits seit Jahren sehr erfolgreich praktiziert. Gerade um mehr Kindern solche Verbesserungen zu ermöglichen, unterstützen wir die Reform. (…) Die Entwicklungspsychologie sagt, dass ein Kind mit 10 Jahren nicht angemessen beurteilt werden kann, frühestens ab dem 12.Lebensjahr können einigermaßen verlässliche Prognosen gestellt werden. Weder Kinder mit Lernproblemen noch besonders begabte Kinder werden in unserem jetzigen Schulsystem ausreichend erkannt und gut gefördert und scheitern entsprechend viel zu oft. (…) In internationalen Untersuchungen wurde belegt, dass in heterogenen Lerngruppen optimale Lern- und Entwicklungsbedingungen für alle Schüler erreicht werden können. Wir möchten endlich die bisherige Praxis der zu frühen Selektion los werden, weil hierdurch viele Kinder zu Schulverlierern werden, Förderung vernachlässigt und soziale Spaltung betrieben wird.(…) Im Schulkreis 73 stößt die beschlossene Schulreform nicht nur in den Grundschulen auf breite Zustimmung, die Mehrheit der künftigen Primarschulen hat daher hier beschlossen, bereits mit Beginn desSchuljahres 2010/11 ein Jahr früher als Primarschulen (sog. Starterschulen) zu starten.“

26.01.2010

Lernort, nicht Sortieranlage

Der folgende Kommentar in der Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" trifft den Kern der Diskussion und könnte zur Entspannung beitragen.

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 25.01.2010

Lernort, nicht Sortieranlage


Ein Kommentar von Tanjev Schultz

Die Schule muss ein Ort der Integration werden, nicht der Ausgrenzung. Eine Verlängerung der Grundschulzeit ist der richtige Anfang - alle Probleme löst sie nicht.

Die Zeit ist reif für einen deutschen Schulfrieden. Nach Jahrzehnten des Kampfes um die richtige Schulstruktur müssen Linke und Konservative aufeinander zugehen. Signale dafür gibt es. In mehreren Ländern ist die Union von der Hauptschule abgerückt, SPD und Grüne bekennen sich vielerorts zum Erhalt des Gymnasiums. In den Parteien kann die Einsicht wachsen, dass es ein großes gemeinsames Ziel gibt: die hohe Zahl der Bildungsverlierer zu reduzieren und zu verhindern, dass die soziale Herkunft weiterhin so massiv über den Schulerfolg entscheidet, wie das in Deutschland bisher der Fall ist. Das bedeutet nicht, dass in Zukunft alle das Abitur schaffen müssen. Es bedeutet aber, Kinder nicht schon im Alter von zehn Jahren auf einen Bildungsweg festzulegen, den sie nur noch schwer wieder verlassen können.

Albtraum des Kinder-Sortier-Systems

Die Schule muss ein Ort der Integration werden, ein Ort des gemeinsamen Lernens, nicht der Ausgrenzung. So sieht es auch der schwarz-grüne Senat in Hamburg: Er will die Grundschule um zwei Jahre verlängern und neben dem Gymnasium nur noch eine Schulform anbieten, an der alle Abschlüsse möglich sind, auch das Abitur. Das Modell verwirklicht nicht den alten Traum von einer "Schule für alle" - aber es beendet den Albtraum eines rigiden Kinder-Sortier-Systems, an dem Länder wie Bayern noch immer festhalten.

Ein nervöses Bürgertum, das um die Privilegien seiner Kinder kämpft, probt nun in Hamburg den Aufstand. Es ist aber nicht mehr so wie in den siebziger Jahren, als es "Gesamtschule, nein danke!" rief. Damals waren die Roten die Bösen. Viele Gesamtschulfreunde neigten damals tatsächlich zu Verstiegenheiten; sie wollten den Klassenkampf ins Klassenzimmer tragen und die Gesellschaft durch die Schule revolutionieren. Die Kinder, um die es gehen sollte, gerieten dabei in den Hintergrund.

Von pädagogischen Allmachtsphantasien sind die meisten Linken jedoch längst geheilt. Und außerdem: In Hamburg regiert ja die CDU, gemeinsam mit einer grünen Partei, deren Klientel zu großen Teilen selbst zu den Arrivierten gehört. Nun müssten nur noch die konservativen Bildungsbürger ideologisch abrüsten und gelassen bleiben, wenn sie ihre Kinder nicht mehr auf schnellstem Weg ins Gymnasium schleusen können.

Schmuddelkinder aus dem Prekariat

In fast allen europäischen Ländern dauert die Grundschule länger als vier Jahre; EU und OECD sind verwundert über den deutschen Sonderweg des frühen Sortierens. Wenn Hamburg eine sechsjährige Primarschule einführt, ist das also keine lokale Spinnerei. Allerdings wäre es naiv, darin bereits den Durchbruch für ein gerechteres Schulsystem zu sehen. Längeres gemeinsames Lernen kann nur erfolgreich sein, wenn es genügend pädagogisch beseelte und fachlich versierte Lehrer gibt, denen es gelingt, die schwachen Schüler zu stärken, ohne die Starken zu schwächen. Selbst dann wird es aber "Problemschulen" geben. Die soziale Struktur hängt ja nicht zuletzt vom Einzugsgebiet ab. Und Eltern, die sich vor den Schmuddelkindern des Prekariats fürchten, wird niemand daran hindern können, notfalls auf exklusive Privatschulen auszuweichen.

Eine längere Grundschulzeit löst auch noch nicht die Probleme des Übertritts, sie verschiebt sie nur. Der Wechsel nach sechs Jahren ist nicht unbedingt weniger belastend für Kinder und Eltern als nach vier Jahren (zumal die Schüler dann in der Pubertät stecken). Wichtiger als die Dauer der Grundschule ist die Frage, wie es anschließend für die Jugendlichen weitergeht. Wenn sie nicht durch Zuweisung an eine Hauptschule entmutigt und stigmatisiert werden und ihnen auch jenseits des Gymnasiums noch alle Abschlüsse offenstehen, kann der Übertritt seinen Schrecken verlieren. Die Schule neben dem Gymnasium muss aber attraktiv, stark und stabil werden. Sonst wiederholt sich das Drama der Restschule, und das Abitur, das sie anbietet, wird zur Hochschulreife zweiter Klasse.

Die Nöte der Hauptschüler bleiben

Mit dem Ende der Hauptschule ist es also nicht getan; ihre Schüler und deren Nöte bleiben. Es ist auch nicht die Frage, ob Schulen nach Leistungen differenzieren sollen, sondern wann und wie. In einer modernen pädagogischen Kultur erfolgt die Differenzierung so weit wie möglich im Unterricht, nicht durch das Abschieben auf eine andere Schulart. Die pädagogische Herausforderung besteht dann darin, zu verhindern, dass starke Schüler ausgebremst werden oder Leistungsschwächere durch die Konfrontation mit den Stärkeren frustriert werden. Die Schule muss dabei auch das soziale Lernen fördern - sie muss mehr sein als eine Wissensvermittlungsbehörde mit angeschlossener Zeugnisvergabestelle.

Würde bei der Schulstruktur Ruhe einkehren, könnten Politiker und Pädagogen endlich alle Kraft darauf verwenden, die Schulen in echte Lebens- und Lernräume zu verwandeln: In Gemeinschaften, in denen nicht gestresste Unterrichtsfunktionäre die Schüler Wissen aufsagen lassen, sondern in denen gemeinsam gefragt, gezweifelt und geforscht wird. In eine Schule, die kein Angstbetrieb ist, sondern ein Atelier, in dem Kinder sich ausprobieren und in dem sie sich trauen, Fehler zu machen. Eine Schule, in der jedes Kind genügend Zeit und Hilfe bekommt, um aus seinen Fehlern zu lernen.

(SZ vom 25.01.2010/holz)

ER Gesamtschule Bergstedt für die Schulreform

Der Elternrat der Gesamtschule Bergstedt hat sich in einem Schreiben an die Eltern der Schule (21. 1. 2010) für die Schulreform ausgesprochen: "Wir sehen die Schulreform als einen ersten Schritt in Richtung einer Schule für alle, in der Schüler möglichst lange gemeinsam lernen." Er ruft dazu auf, sich im Sommer am Volksentscheid zu beteiligen und für die Schulreform zu stimmen: "Der Elternrat befürchtet einen langjährigen Stillstand in der Schulentwicklung, wenn durch einen Volksentscheid die Reform gekippt würde." Vollständiger Text: Elternbrief.

Elternverein gegen Kompromisse bei der Schulreform

Der Elternverein Hamburg hat sich in einer Pressemitteilung gegen weitere Kompromisse bei der Einführung der Primarschule gewandt: „Dr. Scheuerl und seine MitstreiterInnen wollen mit ihren Kindern unter sich bleiben. Auf das Problem der sozialen Schieflage in unserer Stadt, die sich an den Schulen in eklatanter Weise widerspiegelt, hat diese Initiative keine schlüssige Antwort. (...) Wir begrüßen einen Volksentscheid, der schon im Sommer für Klarheit sorgen würde. Ansonsten dauerte der Reformstreit die gesamte Legislaturperiode lang. Das hätte dann allerdings eine lähmende Wirkung auf die Innovationskraft der Schulen.“ Vollständiger Text: Elternverein -> Stellungnahmen -> Pressemitteilung

25.01.2010

Wo Leidenschaft an Grenzen stößt

Kampf gegen die Skeptiker: Wie Hamburgs Schulsenatorin Christa Goetsch trotz allen Widerstands für ein längeres gemeinsames Lernen kämpft.

Vollständiger Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 25.01.2010

PROSchulreform gegen Kompromisse bei der Schulreform

Die Elterninitiative PROSchulreform hat zum Stand der Verhandlungen zwischen "Wir wollen lernen" und dem Senat Stellung genommen: "Keine Kompromisse gegenüber Wir wollen lernen bei der Einführung der Primarschule! - Schulreform jetzt! Für Alle! Für längeres gemeinsames Lernen!" In einem Offenen Brief an Frau Goetsch und Herrn von Beust fordern sie: "Halten Sie an den ursprünglichen Zielen der Schulreform fest! Lassen Sie sich nicht auf faule Kompromisse ein. Lassen Sie nicht die Initiative um Herrn Scheuerl über die Zukunft unserer Kinder entscheiden." Vollständiger Text: Pressemitteilung

ER Gesamtschule Winterhude für die Schulreform

Der Elternrat der Gesamtschule Winterhude hat zur Hamburger Schulreform Stellung genommen: "Im Konzept der jetzt geplanten Schulreform finden wir viele Elemente der Lernkultur wieder, die wir in der Winterhuder Reformschule als positiv erfahren. (...) Weil wir den Erfolg einer Schul- und Lernkultur mit diesen Merkmalen jeden Tag an unseren Kindern beobachten können, befürworten wir die Hamburger Schulreform. Uns ist bewusst, dass die geplante Reform ein politischer Kompromiss ist, aber wir halten sie für einen richtigen und wichtigen Schritt in Richtung auf ein gerechteres und effizienteres Schulsystem." Vollständiger Text: Wir lernen schon. Besser.

24.01.2010

ER Gesamtschule Eidelstedt für die Schulreform

Der Elternrat der Gesamtschule Eidelstedt hat ausführlich begründet, warum er die Schulreform befürwortet. Die Stichworte lauten: Gemeinsames Lernen bis Klasse 6 - Individualisiertes Lernen - Keine Noten bis Klasse 6 - Stadtteilschule und Gymnasium führen zum Abitur - Kein Sitzenbleiben - Sprachwahlmöglichkeiten - Profilbildung usw. Vollständiger Text: Gute Gründe für die Schulreform.

21.01.2010

Hamburger Bürger gründen breites Bündnis zur Unterstützung der Schulreform

Die Primarschule bietet vielfältige Chancen für Hamburg und seine Schüler. „Chancen für alle” will die verhärtete Diskussion über die Primarschule versachlichen, und die Debatte über die Primarschule wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Der Verein verfolgt das Ziel, bessere Schulen mit kleineren Klassen und eine höhere Leistungsfähigkeit durch individualisiertes Lernen und mehr Gerechtigkeit durch längeres gemeinsames Lernen zu etablieren. Über parteiliche Grenzen hinweg sind bei „Chancen für alle – Hamburger Allianz für Bildung e.V.” Mitglieder aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen, aus Wissenschaft und Forschung, aus allen Parteien und Gewerkschaften, Elternräten und der Wirtschaft zusammengeschlossen, um für eine gerechte Bildung zu kämpfen. Wir wollen nicht, dass eine totale Blockadehaltung bei den Verhandlungen die berechtigte Hoffnung vieler Hamburger Eltern und Schüler auf ein besseres und gerechteres Schulsystem zu Nichte macht. Mit Veranstaltungen und offensiven Informationen soll die Bevölkerung, insbesondere die Eltern über das Potenzial der Schulreform und deren erfolgreichen Einsatz in vergleichbaren Ländern informiert werden. In unserem Verein dokumentiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Personen, dass die Schulreform großen gesellschaftlichen Rückhalt genießt. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger diese Sicht teilt.“

Weitere Informationen finden Sie unter Chancen für alle